David, unser deutsch sprechender Guide aus Ecuador, begrüßt uns am Flughafen in Guayaquil – wir sind natürlich nicht besonders vorbereitet. Und sind überrascht, dass hier noch mehr Menschen leben als in Quito und der erste Teil unserer Reise durch Ecuador uns in ein paar Stunden in einen Nationalpark auf 4100 m führen würde. Wir sind von den Socken!
Im Flachland sehen wir Zuckerrohr-Felder, die für die Ernte gerade abgebrannt werden. Krebse und Flussbarsche, die am Straßenrand verkauft werden. Volle Mango-Bäume, die wie Christbäume aussehen, weil die Früchte an unsere Christbaumkugeln erinnern. Ganze Wälder mit Teakholz-Bäumen und Eukalyptus. Reisfelder. Maisfelder. Bananenstauden über Bananenstauden (jede 2. Banane auf dem Weltmarkt kommt von Ecuador!). Was wir nicht wussten: Zwei Milliarden Rosen werden pro Jahr von Ecuador exportiert, sie wachsen an „der Straße der Rosen“ um Quito herum und gedeihen so gut im Hochland durch die Sonne am Äquator und kühle Nächte. Es ist beeindruckend, was hier alles gedeiht und fruchtet.
Nationalpark Cajas
Auf der Fahrt durchstoßen wir zwei Nebelschichten während die Straße kontinuierlich von 0 auf 4100 m nach oben geht. Dabei passieren wir auch den Regenwald! Aus meinem Kommentar heraus „Die schauen aus wie Latschen von zuhause!“, erzählt uns David dass die sogenannten Polylepis aber über 1000 Jahre alt werden. Die Ansage verblüffte mich wirklich, da war noch nicht einmal Amerika entdeckt, wie die Bäume geboren wurden!
Als wir den Pass Tres Cruces erreichen (4167 m), haben wir wirklich weiche Knie. Ich bewege mich wie eine Schnecke während Sarah um mich herum wieselt. David sagt: „Alles kein Problem, solang die Lippen nicht dunkelblau anlaufen.“ Das dürfte nämlich das erste Anzeichen für die Höhenkrankheit sein und so weit kommt es zum Glück nicht.
Sarah geht zu einem Aussichtspunkt, um von dort zu fotografieren. Wir befinden uns im Nationalpark „El Cajas“. An dieser Stelle teilt sich das Wasser: Der eine Teil ist in 80km wieder im Meer (Pazifik), der andere braucht etwas länger, nämlich 2700 km und benutzt den Amazonas um in den Atlantik zu kommen. Das Gebiet wurde 1977 zum Schutzgebiet erklärt und hat eine große Bedeutung für das Trinkwasser. Deshalb dürfen hier auch keine LKWs mit Öl, Diesel oder ähnlichem durchfahren.
Cuenca
Unser Tagesziel ist 30km entfernt: Cuenca. Das Hotel Carvallo liegt auf 2500 m und ist über 100 Jahre alt. So sieht es auch aus! Fantastischer Grundriss, fantastische Möbel, alles uralt! Aber mit Stil! Und auch ohne Lift…. und so ist es mit unserem Gepäck auf dieser Höhe eine Pionierarbeit in den zweiten Stock bei diesen überhöhten alten Zimmern vorzustoßen.
Am nächsten Tag holt David uns ab, um uns Cuenca zu zeigen. Er fragt, ob wir gerne Kirchen sehen wollen. Wir verziehen das Gesicht. Er sagt: „Na, dann gehen wir auf den Markt!“ Spitzen Idee!!
Und jetzt die Highlights vom Mercado 10 de Agosto in ungeordneter Reihenfolge:
- Alte Indianerfrauen
- Unglaubliche Gemüsestände mit einer Riesenauswahl mit Sorten, die wir gar nicht kannten (zum Glücken haben wir David dabei!)
- Riesige Berge Fleisch – from nose to tail
- Fisch: Süßwasserfische, wie zb. ein Wels; Thunfische; Krebsen
- Hexen: Ich kann Sarah leider nicht zu einer Sitzung überreden, jetzt hat sie ihre bösen Geister immer noch im Körper. Die Hexen streicheln zuerst mit Kräutern den ganzen Körper ab. Dann reiben sie den Körper mit einem rohen Ei ab. Dann spukt die Hexe der/dem PatientIn ins Gesicht und auf den Körper. Dann wird das Ei aufgeschlagen, es bildet sich ein „Auge“ im Dotter vom bösen Geist. Mehr oder weniger die Frauenwelt des Marktes war dort in Behandlung.
Dann kommen doch noch ein paar Kirchen auf uns zu. Wir schauen uns die neue Kathedrale an und genießen dort die Kühle und auch Ruhe. An einem Marktstand davor kommt Sarah nicht an einem Poncho vorbei, der in ihren Rucksack wandert.
Homero Ortega Panamahut Manufaktur
Wir holen unser Gepäck und fahren weiter zum Hutmacher. Und was für ein Hutmacher! Der liefert an alle großen Modesschöpfer! Jede Menge Prominenz hat diesen Hut auf, jetzt auch Gerhard! Wir schauen uns die Fertigung von Panamahüten in den Hallen von Homero Ortega an und schlagen dann auch zu. In Zukunft sitze ich am Demmerkogel Panamastyle tragen! (Einen ausführlichen Bericht über die Hutmanufaktur gibt es bei Reiserei)
Weiter geht es nach Alausí
Nach einem Aussichtspunkt auf ganz Cuenca entscheiden wir uns nach einer SEHR kurzen Diskussion ob Meerschweinchen oder Schwein für „Libra de Chancho con mote, llapingachos y enselada“. Wir essen in einer Garküche an der Straße und sind begeistert von dem feinen Spanferkel mit Mais und Bohnen, gebackenen Kartoffelpüree und Salat mit viel Koreander! Ein spontanes Festessen über den Dächern von Cuenca. Bei der Qualität und Güte von diesem Schwein (vor allem die Haut, ein Wahnsinn!) kann sich das Schweizerhaus hinten anstellen.
Dann geht es weiter auf einem wilden Ritt durch den Nebel zu unserem nächsten Ziel. Wir fahren über Hochhalmen, die uns an Österreich erinnern, bis auf über 3000 m. Neben der Straße geht es teilweise 1000 Höhenmeter nach unten!
Der Nebel ist ganz schön hartnäckig, das macht uns schon auf der kurzen Strecke sehr trübselig. In erster Linie leben hier Bauern mit Kühen, ansonsten gibt es viele verlassene Häuser von Einheimischen, die im Ausland arbeiten.
Nach der Nebelsuppe landen wir in Alausí und checken in unserem romantischen Landhaus La Quinta ein. Aber wir frieren! Wir bestellen uns Tee auf das Zimmer und ziehen uns ins Bett zurück.
Mit dem Zug in Alausí um die Teufelsnase – Naris del Diablo
Nach einem Frühstück in einem tollen Wintergarten mit sehr vielen alten Sammlerstücken (Radios, Lampen, etc) gehen wir zu Fuß zum Bahnhof in Alausí. Um 8 Uhr fährt der Zug los: Wir fahren nur den Teil über die Teufelsnase, also zuerst von 2347 m in Alausí hinunter ins 1836 m hohe Siambe dann wieder hinauf.
Ich bin beeindruckt von der Trasse, wie sie in das Landschaftsbild gepflügt wurde. Ein Mal muss der Zug wie bei einer Skitour zwei Spitzkerne zum Aufstieg fahren. Dabei geht es steil bergab!
Am Grund des Tales am Wildbach liegt eine Haltestelle, wo wir gelabt werden. Mit dabei sind gesattelte Pferde und Lamas, ein Polizist in voller Kampfausrüstung (warum?), ein Tanzensemble, mehrere Geschäfte, eine Cafeteria und ein Museum. Nach einem einstündigen Aufenthalt geht die ganze Tour wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Was noch zu erwähnen ist: Es gäbe auch eine Luxus-Zugfahrt von Quito bis nach Guyagil. Die dauert vier Tage, mit Übernachtungen im Hotel ubd wurde schon mehrmals ausgezeichnet. Das machen wir das nächste Mal!
Adiós Ecuador!
Unser Fahrer David holt uns wieder ab und es geht in einem wilden Ritt im Nebel (man sieht die Hand vor Augen nicht) über eine Straße, die mehrmals eingebrochen ist, auf die Panamericana zurück.
Am Flughafen von Guayaquil muss ich von Sassi Adiós sagen. Meine eine Tochter fährt nach Hause und meine andere Tochter ist schon auf dem Weg zu mir: Wir treffen uns in Panama am Gate!