Tauchen mit der Galapagos Aggressor III

Am 19. boarden wir unser Tauchschiff Galapagos Aggressor III – nachdem wir zum 10. Mal mit dem Auto die Insel Santa Cruz überquert haben. Mit uns mit sind sechs Russen, ein englisches Paar aus Frankreich, ein Engländer aus Monaco, je ein Amerikaner aus San Antonio in Texas und einer aus Long Island, ein Aggressor-Mitarbeiter aus unserem geliebten Costa Rica und ein Paar aus Kanada.

Wir absolvieren noch am gleichen Tag den Checktauchgang, das einzige Mal auf dem ganzen Trip direkt vom Boot aus. Der Tauchspot ist an der gleichen Stelle, an der ich am Vortag geschnorchelt bin, also im Itabaca Channel. Der Tauchgang ist nur kurz und das Highlight ist wohl ein tief eingegrabener Stachelrochen im Sand.

Dive. Eat. Sleep. Repeat.

Das Tagesprogramm an Board der Galapagos Aggressor sieht folgendermaßen aus:

  • zwischen 6:15 und 6:45 Uhr Frühstück
  • ca. 7:15 Uhr Briefing und erster Tauchgang
  • Snacks
  • 10:00 Uhr zweiter Tauchgang
  • Lunch
  • 13:30 dritter Tauchgang
  • Snacks
  • 16:00 Uhr vierter Tauchgang
  • 18:30 Briefing und Lunch

Nachttauchgang gibt es nur einen in Wolf, ansonsten eher Dämmer-Tauchgänge, die ich aber meistens auslasse (also immer). Ich bin schnell richtig froh, dass Papa noch die Idee mit dem Anzug-ausleihen in Puerto Ayora hatte. Ohne meine 8mm würde ich hier schnell unglücklich werden. Es wird zwar immer wärmer (wir starten bei einer Wassertemperatur von 19 Grad Celsius in Punta Carion bei Santa Cruz und kommen auf 23 Grad bei Darwin), aber zwischen 7mm und 8mm ist eine gute Idee hier. Viele haben sogar ihren Trockentauchanzug mitgebracht!

Das Essen ist immer hervorragend! Wir bekommen zb. Ceviche traditionell mit Popcorn, riesige Shrimps, gegrillte Hühnerspieße, jedes Mal frischen Salat, Obst und Gemüse. Zu Mittag gibt es außerdem meist eine Suppe und vor allem einen frischen Saft (zb. Passionsfrucht, Guava, Blackberry). Es fehlt uns wirklich an nichts hier! Selbst für Snacks und Süßigkeiten ist den ganzen Tag gesorgt.

Landausflug auf Bartholomé

Nach den ersten zwei Tauchgängen in Punta Carrión – wo ich einen Tiger Snake Eel gesehen habe – machen wir einen Landausflug auf die Insel Bartholomé. Es schaut hier wieder ganz anders aus als auf den vier vorher besuchten Inseln (Baltra, Santa Cruz, Seymour, Plaza). Überall ist Lavagestein, schwarzer Sand und im Grunde keine Vegetation bis auf ein paar vereinzelte Lava-Kakteen und Bäumchen. Die Steine sind im übrigen extrem leicht, sie schauen nur so schwer aus – fast wie eine Hinkelstein-Attrappe aus einem Asterixfilm. Wir erklimmen gemeinsam den Vulkan, bringen den Engländern das Gipfelbussi bei und genießen den tollen Ausblick von dort oben. Was für eine unwirkliche Welt, dieses Galapagos!

Pinguinfamilie auf Bartholomé Island

Pinguinfamilie auf Bartholomé Island

Bei der Rückfahrt schauen wir mit den Dingis noch ums Eck zu einigen Felsen und siehe da: Da haust eine kleine Pinguin-Familie. <3 Sie sitzen auf ihrem Felsen und sonnen sich in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Recht haben sie, denn es wird hier wirklich ganz schön frisch!

Isla Wolf (Weijman)

Nach dem Ausflug geht es die ganze Nacht hindurch nach Wolf weiter, die Galapagos Aggressor braucht die ganze Nacht, kurz vor dem Frühstück gehen wir vor der Felseninsel vor Anker. In Wolf gehen wir an zwei verschiedenen Punkten tauchen: The Point und Landslide.

Isla Wolf

Isla Wolf

Vom Dingi rollen sich alle acht Taucher und Taucherinnen gleichzeitig ins Wasser und beginnen sofort mit dem Abtauchen. Die Strömung ist hier stark, man muss also schauen, dass man zur „Aussichtsplattform“ kommt. Hier darf und soll man sich explizit an den Felsen anhalten und einfach mal abwarten. Das kommt mir anfangs komisch vor: Einen ganzen Tauchgang lang nur abwarten und Tee trinken? Manchmal zahlt sich das aus, manchmal eben nicht.

Adlerrochen in Wolf

Adlerrochen in Wolf

In Wolf sehen wir die ersten Hammerhaie, aber eher die Umrisse von ihnen, weil die Sicht nicht gut ist. Näher heran traut sich eine Gruppe von riesigen (!) Adlerrochen. Ich habe noch nie vorher Adlerrochen mit so riesigen „Gesichtern“ gesehen und bin wirklich beeindruckt. Zwischendurch schauen auch immer mal wieder ein paar Schildkröten vorbei, die sind mir sowieso immer die liebsten.

Zum Ende der Tauchgänge wird die Waschmaschine eingeschalten: wir strudeln über die Steine und steigen immer höher, bis wir nach dem Saftey Stop auftauchen können. Die Wellen sind teilweise ganz schön hoch, man sieht das Dingi oft nicht und das Dingi natürlich auch uns nicht. Schön langsam verstehen wir die Sicherheitsmaßnahmen hier: Alle haben eine Taucherflagge mit, die sich ausklappen lässt; eine Hupe, die durch Pressluft betrieben wird; einen Sender, den wir aktivieren können falls verloren gehen.

Schnorcheln mit Delphinen – ein Versuch!

Nach einem der Tauchgänge gehe ich mit ein paar anderen wieder auf das Dingi, mit ABC-Ausrüstung und GoPro ausgestattet. In der Bucht sind viele Delphine, die immer wieder zur Aggressor kommen und rund um uns herum schwimmen, hüpfen und spielen (besonders dekanent: der Anblick vom Hot Tub aus mit einem Bier in der Hand). Wir wollen mit dem Dingi an sie heran“schleichen“, hinein hüpfen und filmen bzw. sehen.

Delphine in Darwin

Delphine in Darwin

No chance! Sobald wir hinein springen, auch wenn sie nur 1m entfernt sind, sausen sie davon und man sieht maximal ihre Schwanzflosse und sonst nix. Nach ein paar Versuchen bin ich von dem rein und raus aus dem Dingi schon schwer außer Atem – dazwischen habe ich ein Privatdingi bekommen :D und Omar hält mit mir Ausschau. Aber mehr als ein paar Sekunden auf Video schaffe ich leider nicht. Außer: Ich verliere den Rotfilter für die Kamera, das habe ich hervorragend hinbekommen! :(

Let's go diving!

Let’s go diving! (Foto: Walter Torres)

Isla Darwin

In der Nacht setzen wir über nach Darwin, um dort sechs Tauchgänge zu machen. Vom Schlauchboot aus tauchen wir sofort auf 23m ab und positionieren uns in den Felsen – im Unterschied zu Wolf kann man sich hier besser festhalten, da die Dünung nicht sehr stark ist. Wir sitzen in den Felsen wie in einem antiken Amphietheater während um uns herum das Schauspiel stattfindet.

Darwin's Arch

Darwin’s Arch

Hammerhaie lassen sich immer mal wieder blicken. Schwarzspitzen-Haie und Galapagos-Haie ziehen ebenfalls ihre Kreise vor uns. Um uns herum sind unglaublich viele Fische, vor uns ziehen immer wieder gewaltige Schwärme an Jacks vorbei wie Gewitterwolken (es wird tatsächlich dunkler). Zwischen den Felsen liegen Muränen einfach so rum, man muss wirklich aufpassen keiner zu nahe zu kommen. Schildkröten kommen immer mal wieder zu uns runter und lassen sich begutachten (eine hat einen ganz kaputten Panzer).

Muränen in den Felsen von Darwin

Muränen in den Felsen von Darwin

Hammerhaie, en masse!

Beim 3. Tauchgang in Darwin bleibe ich etwas zurück beim Auftauchen und drehe mich immer wieder ein bisschen, um alles im Blick zu haben. Immerhin kommen hier – angeblich ;) – Walhaie vorbei, die ich nicht verpassen will. Aber ich sehe etwas ganz anderes: Unter mir durch schwimmt eine ganze Schule an Hammerhaien, Dutzende und Dutzende schwimmen in Zweier-Reihe unter mir durch! Ein wahnsinniges Spektakel, das allein durch die schlechte Sicht getrübt wird. Sie sind also tatsächlich da, man sieht sie nur nicht!

Bäng Bäng Bäng!

Das nächste Highlight folgt schon beim nächsten Tauchgang am gleichen Tag – unserem letzten in Darwin. Nach fünf Minuten in unserem Amphietheater klopft unser Guide Walter – BÄNG BÄNG BÄNG – wie ein Verrückter und startet auch schon los: EIN WALHAI! Wir alle strampeln los, und da ist er! Ein gewaltiger Whaleshark, der einfach aus dem nichts auftaucht. Während alle mit dem ersten beschäftigt sind, sehe ich aus dem Augenwinkel einen zweiten. Ich will dorthin aber er ist einen Flossenschlag (also 5 m) zu weit weg und ich würde den Anschluss zur Gruppe verlieren. Da ich bei dem Tauchgang ohne Papa unterwegs bin, ist das ein No-Go.

Zurück zum ersten Walhai und weiter strampeln. Ein kleiner Flossenschlag von ihm bedeutet ein 25 m Becken durchschwimmen für uns. Ich könnt fast erbrechen vor Anstrengung auf Augenhöhe mit ihm zu bleiben, aber das ist es wert! Ein mal schaffe ich es ihn zu überholen und schwebe mit ihm von Angesicht zu Angesicht, was für ein unglaubliches Erlebnis!

Wir sind alle ganz high von diesem Tauchgang und Walter probiert den Tagesplan umzumodeln, damit wir noch mal hier tauchen können. Aber da bereits vier andere Tauchschiffe vor Anker sind, müssen wir Platz machen und von dannen ziehen. Adiós, du beeindurckendes Darwin!

Isla Fernandina (Narborough) – Cabo Douglas

Auf dem Rückweg machen wir einen weiteren Tauchgang in Darwin, der im Grunde genau gleich verläuft wie die oben beschriebenen. Sogar die Adlerrochen sind wieder da. Nächster Stopp ist die Insel Fernandina, noch genauer die Cabo Douglas. Beim abendlichen Briefign werden wir schon aufgeklärt, dass es kalt werden wird. 15 Grad Celsius.

Iguanas underwater!

Ich mache nur den zweiten Tauchgang in Cabo Douglas mit. Die Marine Iguanas tanken Sonne am Vormittag und gehen erst danach ins Wasser. Wir warten also bis sie sich vom Strand weg bewegen und versuchen dann unser Glück.

Beim Sprung ins Nass beschleicht mich ein bekanntes Gefühl… ah! Ja! Am Attersee fühlt sich das ungefähr gleich an: Erst mal schön kaltes Wasser am Rücken und im Gesicht, herrlich! :D Wir tauchen ab und sehen quasi nix, weil die Dünung alles aufwirbelt. Deshalb können wir auch nicht zu sehr ins seichte Wasser gehen (der Tauchgang wäre eigentlich zw. 3 und 5 m tief geplant gewesen), weil wir sonst einfach an den Strand gespült würden. Wir sehen sofort in den ersten Minuten einen Iguana auf einem Felsen sitzen, aber er verzieht sich relativ schnell (würde ich auch bei 16 klickenden GoPros vor meiner Nase während meiner Mittagspause). Debbie – mein Buddy für den Tauchgang – findet aber einen „privaten“ Leguan für uns beide, den wir schön beobachten können bevor der Rest der Truppe aufmarschiert.

Danach sehen wir leider keinen mehr beim Fressen, die Sicht wird immer furchtbarer und ich bin ganz froh als Debbie den Aufstieg vorschlägt. Beim Saftey Stopp schwimmen die Iguanas über uns hinweg wieder zurück zum Strand, das schaut gespenstisch und cool gleichzeitig aus.

Isla Isabela (Albemarle) – Punta Vicente Roca

Nächster Tagesstopp ist die Insel Isabela gegenüber von Fernandina. Wir wollen Mola Molas (Mondfische) sehen! Einziges Hindernis: 15 Grad Wassertemperatur! Also noch kälter als beim Iguana Tauchgang und noch dazu viel tiefer. Wir gehen auf fast 30 m runter und warten dort ab. Das Wasser hier unten ist nicht nur kalt, sondern auch ziemlich klar, irgendwie hat die ganze Szener etwas Schönes an sich.

Der geheimnisvolle Mondfisch (Mola Mola)

Mondfisch (Mola Mola)

Mondfisch (Mola Mola)

Als wir uns an dem gigantischen Steilhang weiter bewegen, schwimmt tatsächlich ein Objekt unserer Begierde an uns vorbei! Ein einsamer Mola Mola lässt sich kurz blicken, bevor er weiter in die Tiefe abzischt. Immerhin! Ab jetzt bin ich also die einzige der Divingfamily, die den Mondfisch von der Liste abhaken kann. ;)

Das ist ein spektakulärer Tauchgang und gleichzeitig auch der letzte für mich auf dieser Reise. Wir stechen wieder in See Richtung Santa Cruz, wo zwar noch ein Early Morning Dive stattfinden wird, aber ich verzichte.

Thanksgiving auf Galapagos

Zum Abendessen kommt die gesamte Crew in Uniform, es gibt Champagner und ein richtiges Truthahn-Fest. Zeit Danke zu sagen für diese tolle Woche! Auf der Galapagos Aggressor III arbeitet eine ausgesprochen tolle Crew – alle sind immer gut gelaunt, singen ununterbrochen und sind mega hilfsbereit. Auch wenn es manchmal Schwierigkeiten mit Englisch gibt, fragen sie sich bei ihren Kollegen so lange durch, bis sie das Problem verstehen und lösen können. Sie haben immer ein Auge auf mich, wenn ich allein unterwegs bin beim Tauchen und helfen mir wo es nur geht (und nennen mich abwechselnd Sealion oder Little Lady wenn sie mich aufs Schlauchboot ziehen…). Einfach top! Graciás a todos!

Den letzten Abend verbringen wir im altbekannten Puerto Ayora – wir haben den Nachmittag und den Abend zur freien Verfügung. Der Großteil der Truppe macht einen Ausflug zu den Schildkröten in den Highlands, da wir da ja schon waren, suchen wir uns eine Alternative.

Adiós Galapagós!

Adiós Galapagós!

Es war kalt. Es war gut. Es waren alle Fische da, die wir erwartet haben und nicht erwarten konnten. Eine tolle, abwechslungsreiche Woche mit super Buddies und Crew. Danke Galapagos!

INFOS ZU UNSERER REISE
Gebucht haben wir über Wirodive
Anreise über Wien – Amsterdam – Quito mit KLM, Weiterflug nach Baltra mit Avianca

Galapagos Aggressor III:

  • 100 feet, Range: 2000 nautische Meilen
  • max. 16 Passagiere, 8 Crewmitglieder

Tauchen

  • Am besten mit Nitrox – man bleibt oft lange weit unten
  • Wassertemperatur: zw. 14 und 23 Grad Celsius (Reisezeit Ende Oktober)
  • Einige sind mit Trockenanzug tauchen gewesen – ich hatte 8mm und fand es OK
  • Handschuhe sind eine gute Idee – man hält sich viel an den Felsen fest (vom Riffhaken wird abgeraten)
  • Mind. 50 Tauchgänge und AOWD sind Voraussetzung
  • Ausrüstung muss im Vorhinein ausgeliehen werden
  • 15l Tanks können auch im Vorhinein bestellt werden
  • 20 Tauchgänge an insgesamt sechs Tauchtagen
  • Man taucht vom Dingi aus

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