Um 6:45 Uhr klopft es energisch an der Türe. Der Fahrer mit den Hosen vom Schneider aus Khasab City ist da! Wir sind beide ziemlich „tramhappert“, ich glaube Papa kann nicht mal wirklich gerade aus schauen. Das liegt auch daran, dass der ungekämmte Haarschopf vor die Augen hängt. Aber genau in diesem Zustand nimmt er vor dem Hotelzimmer seine neuen Trousers pakistani style in Empfang.
Noch völlig verdattert gehen wir zum Frühstück. Heute gibt es ein höllisch scharfes Omlett mit Würstchen und frischer Ananas. Müssten wir uns nicht eine Stunde drauf in einen Neoprenanzug zwängen, würden wir wohl das halbe Buffet leer fressen essen. Übrigens sind wir im Restaurant zu 95% die einzigen Gäste. Außer uns sind vielleicht noch 4 andere Gäste in diesem riesigen Hotel. Wir haben aber noch nicht heraus gefunden, wo der Haken ist dass hier so wenige absteigen…?
Ich plage mich immer noch mit den Quallen-„Bissen“. Es sind nur winzig kleine Flecken erwischt worden, aber das juckt einfach wie …. oorrrrr!! Es ist so ein ständiges „Grundjucken“ und alle paar Stunden geht der richtige Juckreiz los. Die Allergiemittel helfen, um den Juckreiz los zu werden, aber das Grundjucken ist ständig da. Es ist tatsächlich zum Aus-der-Haut-Fahren. Obwohl ich echt kaum getroffen worden bin (am rechten Ringfinger und am rechten Unterarm an drei Stellen).
Dritter Tauchtag mit den Extra Divers Musandam
Wir werden wieder von Mohammed abgeholt und zur Basis gebracht. Heute ist schon mehr los – es fahren sogar zwei Tauchboote auf eine Tour. Wir bleiben aber mit unseren alten Bekannten aus Dänemark und Schweiz auf „unserem“. :)
Ich hatte die schlaue Idee meinen Kindle in ein Tiefkühlsackerl zu packen, damit ich während der Fahrt lesen kann. Heute sind wir zwar eine Stunde unterwegs – also wär die Zeit gut genutzt – aber es ist ziiiiemlich windig, ziiiiiiemlich ruppig und daher ziiiiiemlich nass. Richtig nass. Wie wenn man gerade aus dem Meer auf’s Boot klettert, so nass. Papa sagt: „So schaut also schlechtes Wetter hier aus!“ und wir müssen beide lachen.
Beeman’s Arch
Heute wird wieder mit Fischauge und nicht im Makrobereich gefilmt („Zeig mir jo keine kleinen Sachen, auch wenn’s no so toll sind!“). Außerdem hat Papa das erste Mal die große Lampe dabei. Das passt gut, denn das Wasser ist klarer aber dafür dunkler. Und die Motive haben perfekt für das Fischauge gepasst. Ich bin zb. „im freien Fall“ von einer Felsbogen hinunter gesegelt, in die Tiefe.
Papa hat unter einem Felsvorsprung zwei Feuerfische entdeckt und ich kann mich ja an Clownfischen eh nie satt sehen. Die sind einfach immer ein Highlight für mich! Solche mutigen kleinen Verteidiger ihres Forts, schon bei 1 m Abstand zeigen sie dir wer der Boss ist!
Außerdem haben wir bei dem Tauchgang drei große Reusen entdeckt. Papa hat schon seit Beginn die Vermutung, dass hier alles leer gefischt sein wird. Gut, leer gefischt ist übertrieben. Aber man merkt beim Tauchen deutlich, dass nahezu alle hier an der Küste vom Fischfang leben.
Bei dem Tauchgang stellen wir auch (wieder) einen deutlichen Temperaturunterschied fest. Oben die 32 Grad und ab ca. 20m sicher 10 Grad kühler. Diese Temperaturstufe sieht man auch deutlich im Wasser, weil die Sicht auf einmal schmierig und unklar ist. Da wir meistens aber nicht lange tief unten bleiben, ist die Abkühlung nahezu herzlich willkommen. (Für längere Zeit in dieser Tiefe wär aber unsere leichte Ausrüstung definitiv zu wenig.)
In der Pause zwischen den Tauchgängen gibt es wieder unseren neuen Lieblingssnack: Datteln und Mandeln. Ich weiß, das wird jetzt schön langsam zu oft hier betont. ABER ES IST EINFACH SO LECKER!!!
Ich probiere außerdem wieder den Kindle auszupacken, aber auch dieses Mal scheitert das Vorhaben. Es spritzt durch den Wind heute einfach zu stark. :( Es gibt aber eh Ablenkung: Eine OWD (Open Water Diver)-Schülerin aus der Schweiz muss die Schwimmprüfung meistern. Das heißt sie muss 200m bis zum Boot schwimmen – gar nicht so easy bei Strömung und Wind!
Coral Garden
Beim zweiten Tauchgang sind wir uns erst nicht sicher, ob wir verkehrt sind oder ob uns der Guide an der falschen Stelle rausgelassen hat. Es ist erst mal nur karg und nicht wirklich was spannendes zu sehen. Aber dann kommen wir in den Coral Garden mit unglaublich viel Leben. Viele Füsiliere, Krabben, Krebse, Papageienfische und Korallen sind da. Man denkt fast, dass man in ein perfekt inszeniertes Aquarium schaut.
Die Felsformationen sind überhaupt toll. Es gibt so viele kleine Schluchten und Höhlen, in die man schauen oder durch die man sogar tauchen kann. Und mittlerweile bin ich auch zu einem Langusten-Find-Profi geworden: Gut versteckt entdecke ich unter einem Felsvorsprung wieder ein Riesenteil. Dieses Mal sogar mit Foto!
Es gäbe noch viel zu entdecken und wir hätten sogar noch genug Luft, aber die Regel lautet: „50 bar or 60 minutes, whatever comes first!“ und so ist nach 58 min Schluss mit lustig und wir tauchen inmitten der Felsschluchten auf.
Der Rückweg gestaltet sich wieder ziemlich nass. Aber ich schaffe es trotzdem irgendwie, ein Schläfchen dabei zu halten. Tauchen erschöpft doch ganz schön!
Nach dem Tauchen ist vor dem Tauchen
Nach dem After-Dive-Drink in unserem Hotel machen wir den restlichen Nachmittag nix mehr. Außer ein paar Seiten lesen und die Geräte alle wieder für den nächsten Tauchtag vorbereiten. Das heißt Batterien laden, SD-Karten übertragen, Material durchsichten, Kamera und Gehäuse wieder vorbereiten …. Das dauert alles sein Zeiterl.
Zum Abendessen lassen wir uns in die Stadt fahren. Der eigentliche Plan noch eine Hose zu kaufen und auch eine für Bini schneidern zu lassen, geht nicht auf. Ohne unseren Partner in crime, den Fahrer von vor zwei Tagen, lässt der Schneider nicht mit sich reden. Es gibt keinen schwarzen Stoff und er kann das nicht machen, basta. Also gehen wir ohne weitere Hose essen.
Im „Al Shamaliah“ trinken wir frisch gepressten Kiwi- bzw. Mangosaft und bestellen Humus & Tabouleh mit Fladenbrot zur Vorspeise. Das ist mit Sicherheit eines der besten Fladenbrote, die wir ever gegessen haben. Danach gibt es Beef Fry und Sweet Honey Roasted Chicken. Laut Papa „das omanische Backhendl“. :D Um uns herum essen Einheimische (ausschließlich Männer) auf ganz traditionelle Art mit den Händen. Während sie mit der freien Hand ein Iphone 6 bedienen. Verrückt.
* „Um 10:14 Uhr bin ich das erste Mal tauchen, da sollt ma mal in Frage stellen, warum ich um 7:00 Uhr aufstehen muss.“
Gerhard